hätte meine frau susanne gewusst, was sie heute
erwartet, sich hätte wohl die ganze nacht kein auge zugetan. so aber
schliefen wir herrlich, es gab auch nichts, was unseren schlaf hätte
stören können. das frühstück mussten wir - wie gestern
schon das abendessen - auf dem boden oder auf einem flachen stein sitzend
einnehmen, denn es gab hier keinen tisch und wir hatten keine entsprechende
ausrüstung dabei. bevor wir losfuhren, kletterten wir in der umgebung des
"campingplatzes" etwas auf dem rim herum und warfen einen blick in den canyon.
die luftlinie zwischen white crack, wo wir die nacht verbracht hatten und dem
campingplatz squaw flat, wo wir vorher waren, beträgt nicht einmal
15 km, aber mit dem auto muss man fast 200 km fahren, um vom einen
campingplatz zum anderen zu gelangen. |
![[ white rim im canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim_1.jpg) |
![[ white rim im canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim_2.jpg) |
wir fuhren zurück bis white turn und folgten
dann der white rim road erst west- und dann nordwärts. auf den ersten
kilometern präsentierte sich die piste wie schon gestern (abgesehen vom
ausflug in den lathrop canyon): sehr holprig, aber sie führte weiterhin
durch ebenes gelände. aber nach etwas mehr als 10 km änderte
sich die situation schlagartig. vor uns erhob sich eine etwa 100 meter
hohe kuppe und die piste führte geradewegs darüber. jetzt hiess es
sich festhalten ! die piste wurde immer holpriger, immer steiler und immer
schräger. der dodge durango und ich waren nun voll im element.
während rechts steine aus der steilen felswand in die fahrspur ragten,
fiel der abhang zur linken mindestens so steil ins nichts hinunter. halbmeter
hohe steine und absätze mussten überwunden werden. plötzlich
hielt es susanne nicht mehr aus im wagen, panikartig verliess sie den dodge und
wollte die strecke zu fuss gehen. die kinder dagegen waren genauso fasziniert
wie ich. alle drei sassen nun auf dem beifahrersitz, die nasen klebten an der
frontscheibe und sie quietschten bei jedem hindernis vor vergnügen. |
![[ white rim road im canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim-road_1.jpg) |
![[ white rim road im canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim-road_2.jpg) |
ich versuchte susanne etwas zu beruhigen und machte
ihr auch klar, dass noch 80 km vor uns lagen, es war unmöglich, die
ganze strecke zu fuss zu gehen. schliesslich setzte sie sich auf die
rückbank und vergrub sich im ledersitz, damit sie nicht mitansehen musste,
was noch auf uns zukam. inzwischen hatten wir den höchsten punkt der kuppe
erreicht, nun ging es nicht minder spektakulär wieder hinunter. die piste
war manchmal mit tiefem sand bedeckt und es wurde uns klar, warum man die white
rim road nicht in die andere richtung befahren sollte: in diesen sandigen
abschnitten würde man beim bergwärts fahren bestimmt hoffnungslos
steckenbleiben. es gab noch weitere spektakuläre passagen, aber susanne
hatte inzwischen so viel vetrauen in den durango und meine fahrkünste
entwickelt, dass sie spürte, dass es eine überlebenschance
gab ... |
![[ green river im canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim_green-river_2.jpg) |
![[ green river im canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim_green-river_1.jpg) |
nach und nach wurde die piste wieder etwas "normaler"
und wir konnten wieder die üblichen sitzpositionen einnehmen, das heisst
susanne setzte sich wieder auf den beifahrer sitz und die kinder wieder nach
hinten. die white rim road verlief nun dicht am ufer des green river. bei einem
rastplatz stoppten wir und gelangten durch einen schmalen waldstreifen zum
wasser hinunter. auch der green river war trüb und warm, genau wie gestern
der colorado. aber das ufer war ungeeignet zum baden, deshalb fuhren wir schon
bald weiter. |
![[ green river im canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim_green-river_3.jpg) |
einige kilometer später fanden wir dann doch
noch eine geeignete stelle zum baden. wir genossen das erfrischende nass, bis
plötzlich eine wasserschlange auftauchte. im nu waren die kinder aus dem
wasser und die lust am baden war augenblicklich verschwunden. wir assen noch
eine kleinigkeit, dann setzten wir unsere fahrt fort. |
![[ horsethief trail beim canyonlands national park ]](canyonlands_white-rim-road_3.jpg) |
gegen 1530 erreichten wir das ende der white rim
road. über den horsethief trail erklommen wir die 300 höhenmeter
zur island in the sky. dieser trail windet sich eine steile wand empor und
erschien uns eigentlich als gut ausgebaute piste. trotzdem machten wir einen
makaberen fund: einige meter unterhalb einer spitzkehre lag ein
zertrümmertes auto - vorallem unsere kinder waren von diesem anblick tief
beeindruckt und fragten sich immer wieder, ob die insassen wohl überlebt
hätten ... kurz nach 1600 bogen wir auf die parkstrasse
highway 313 ein. wir fuhren aber nicht sofort nach moab, sondern zuerst
nochmals bis zum grand view point overlook, dem aussichtspunkt, von wo aus wir
vor 11 jahren zum ersten mal auf die white rim road hinunter blickten.
unterwegs meldeten wir uns im visitor center zurück, damit die park ranger
wussten, dass wir das abenteuer wohlbehalten überstanden hatten und sie
uns nicht suchen mussten. der aussichtspunkt grand view point overlook ist
keine 6 km vom white crack campground entfernt, bis nach white turn sind
es gar nur 4 km, wir waren also nach 126 km fahrt wieder fast am
gleichen ort, allerdings befanden wir uns nun gut 300 meter
höher. schliesslich blieb uns nichts anderes übrig, als nach moab
zurückzukehren und den dodge durango mit etwas wehmut wieder abzugeben.
wir luden das gepäck um, wobei wir kaum wussten, wo wir im kleinen pontiac
die vielen wasserbehälter unterbringen sollten, die wir immer noch
mitführten. da wir das abenteuer im geplanten zeitraum überstanden
hatten, hatten wir kaum einen drittel des wasservorrates verbraucht, wir
hätten also gut ein paar tage im canyon überlebt. auf dem
campingplatz canyonlands mitten in moab stellten wir unser zelt auf und
befreiten uns unter der dusche von sand und schweiss. anschliessend gingen wir
in einem nahen restaurant nachtessen. es war schon ziemlich spät, als wir
endlich im zelt lagen. allerdings war es hier auch nicht besonders ruhig, kein
vergleich mit der letzten nacht ... |